Von unserem Mitarbeiter Bernd Heiden
19 Kapellen in drei Kategorien aus acht Ländern sorgten am Wochenende in Ehningen rund um die Festhalle für einen Massenauflauf. Geschätzt rund 4000 Besucher nahmen die Gelegenheit war, um bei der vom Musikverein Ehningen erstmals ausgerichteten Europameisterschaft der Böhmisch-Mährischen Blasmusik dabei zu sein.
„Genial“, bescheinigt in zünftiger Leder-Kniebundhose, weißem Hemd und roter Weste Sebastian Roth von der Blaskapelle „Klingend b-lech“ aus Unterfranken diese Blasmusik-Meisterschaft. „Toll organisiert, tolle Stimmung – Schon vormittags war im Festzelt viel los.“
Auch beim Musikverein Ehningen, der erstmals diese seit 2000 jährlich stattfindende Europameisterschaft der Confédération Internationale des Sociétés Musicales (CISM) ausrichtete, gab es am Abschlusstag entspannte Gesichter. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Besuch, angefangen beim Eröffnungskonzert“, sagt der Vorsitzende des Musikvereins Richard Schmid.
Dabei reisten die ersten Fans der traditionellen Böhmisch-Mährischen Blasmusik bereits eine halbe Woche vor der Eröffnung dieser unter Schirmherrschaft von Landesvater Winfried Kretschmann stehenden 14. Europameisterschaft an – aus Ostfriesland. Für kurzzeitige Verwirrung sorgten zwei Tage später am Donnerstag an der Festhalle so gar nicht böhmisch-mährische Töne. Der Eidgenosse Anton Müller war mit seinem Alphorn ins Ländle gekommen und gab Kostproben uriger Schweizer Musikkultur. Zur Belohnung wurde er spontan für die Abend-Abschlussveranstaltung verpflichtet.
Viel ehrenamtliches Engagement
Nach zwei Jahren intensiver Vorbereitungszeit mit einem von Roland Sichler geleiteten, neunköpfigen EM-Team an der Spitze, wurde am Freitagabend die Europameisterschaft offiziell in der ausverkauften Festhalle vor 600 Gästen eröffnet.
Für Ehningen sei es eine Ehre, Gastgeber zu sein, sagte Bürgermeister Claus Unger dabei und lobte die Verbundenheit der Ehninger Vereine.
Ohne deren Zusammenhalt wäre die Meisterschaft auch kaum zu stemmen gewesen. 400 ehrenamtliche Helfer des Musikvereins und aller großen Ehninger Vereine legten sich für einen reibungslosen Ablauf, Betreuung und Bewirtung von Musikern und Besuchern ins Zeug. Die Feuerwehr verzichtete gar auf ihre traditionelle Muttertagshocketse um im Festzelt an der Gartenstraße mitzuhelfen. „Die Kooperation war sehr gut“, lobt denn auch Richard Schmid.
Wie beim Eröffnungsabend mit Musik vom Musikverein und Maablosn, so herrschte auch am Samstagabend Höchstbetrieb im 1200 Gäste fassenden Festzelt an der Gartenstraße, wo mit den Kapellen Blech & Co. und den Fegerländern die große EM-Party bis nach Mitternacht stieg. Selbst tagsüber bei der Festzelt- und der Marktplatzbühne, von den Wettbewerbskapellen im Wechsel bespielt, drängten sich die Zuhörer. Gleiches Bild selbst bei den in der Festhalle laufenden Wertungsspielen.
Lediglich starker Wind und widrige Witterung durchkreuzten am Sonntagvormittag die Organisationspläne: Die Marktplatzbühne wurde abgebaut und deren Blasmusikprogramm in den Festzelt-Spielplan eingebaut.
Eines der begehrtesten Motive der Meisterschaft war übrigens Franz Watz. Der Musikdirektor des Musikvereins Ehningen saß in der Wertungsjury und gilt mit rund tausend Arrangements und eigenen Kompositionen als lebende Legende der Böhmisch-Mährischen Blasmusik. Ein Foto mit Franz Watz war deshalb ein Muss für die meisten Kapellen.
Nach dem erfolgreichen EM-Wochenende kann der Musikverein Ehningen jetzt nur kurz durchschnaufen: Am Wochenende ist er fürs Pfingstfest zuständig. Wie gut, dass das Festzelt schon steht.