Berichte

Totgesagte leben manchmal länger

Lesenswerter Kommentar in der SZBZ am 13.05.2013

Ein Kommentar von Roman Steiner / Sindelfinger Zeitung – Böblinger Zeitung

Noch in den 70er Jahren gehörten Blasmusik-Ensembles im Fernsehen zum Standardprogramm bei Sendungen wie „Zum blauen Bock“. In den 80er Jahren dann galt Blasmusik als das Uncoolste, das man sich vorstellen konnte. Und als in den 90er Jahren im Zuge der deutschen Wiedervereinigung die volkstümliche Musik die Massen mobilisierte, hatte die Blasmusik einen Ruf als Unterhaltung für Langweiler in Lederhosen.

Heutzutage mobilisiert die Europameisterschaft der Böhmisch-Mährischen Blasmusik in Ehningen geschätzte 4000 Besucher. Sind die alle uncool? Ganz bestimmt nicht. Es haben sich nicht nur die Zeiten geändert, sondern Totgesagte leben manchmal wirklich länger. Und der Begriff Heimat erlebt obendrein eine Renaissance.

Kann sein, dass es die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland 2006 war, die die Wende gebracht hat. Davor war vielen schon das Wort Deutschland verdächtig, das Wort Heimat noch mehr, und Schwarz-Rot-Gold stand mit Abstand am untersten Ende der Coolness-Skala. Hinterher war alles anders. Für viele eine Überraschung, aber auch eine Befreiung.

Heute sind nicht nur die Begriffe wie Heimat befreit von bierseligem Stammtisch-Muff, heute darf auch ein Musik-Genre wie die Böhmisch-Mährische Blasmusik ganz einfach das sein, was sie in erster Linie ist: Unterhaltung. Und zur Europameisterschaft können Tausende bedenkenlos pilgern. Der Weltmeisterschaft sei Dank.