Mit einer Großveranstaltung ist das Big Sounds Festival am Sonntag zu Ende gegangen: Beim Kreismusikfest, von der Stadtkapelle Böblingen und der Feuerwehr- Musikkapelle Dagersheim ausgerichtet, war einiges geboten. Höhepunkte waren der Massenchor und der anschließende Umzug um den Schlossberg.
VON DIRK HAMANN.
BÖBLINGEN. 22 Musikvereine, an die 800 Musizierende, ein bunter Umzug mit 40 Gruppen und ein Festgelände an der Wandelhalle mit bewirteten Ständen, einer großen Kinderlandschaft und einer Bühne, das alleine für sich schon jede Menge neugierige Besucher an den Oberen See lockte: Erstmals hat das Kreismusikfest das Böblinger Big Sounds Festival abgerundet und diesem kulturellen Event damit einen schmucken Rahmen verpasst.
Rekordbeteiligung: Gerhard Weißenböck, Vorsitzender des Blasmusik-Kreisverbands Böblingen, zeigte sich bei seiner Begrüßungsansprache auf dem Parkdeck der Kongresshalle hoch erfreut. Er blickte von der Bühne herab auf hunderte in feine Trachten gehüllte Musiker und Musikerinnen, die sich nach Instrument geordnet aufstellen und sich auf das gemeinsame Spielen vorbereiteten. Auf den Massenchor. „22 teilnehmende Musikvereine – das ist Rekordbeteiligung bei einem Kreismusikfest“, berichtete Weißenböck. Ein klares Signal dafür, dass dieser Versuch, das Big Sounds Festival und die regionale Blasmusik in Einklang zu bringen, rundum geglückt ist.
Lob und Dank: Grußworte für die Blasmusiker aus dem Kreis gab es von lokaler Politprominenz. Landrat Roland Bernhard freute sich nicht nur über einen „Augenschmaus toller Trachten“ und den bevorstehenden Massenchor – er nutzte die Gelegenheit, um Dank auszusprechen: „Volks- und Blasmusik hat einen ganz, ganz wichtigen Stellenwert auch hier im Kreis“, betonte er. Ablesen ließe sich das unter anderem daran, dass es in diesem 34 Musikvereine gebe – „mehr als wir Städte und Gemeinden haben“. Ins gleiche Horn stießen die Landtagsabgeordneten Florian Wahl (SPD) und Paul Nemeth (CDU) – Musikvereine seien ein Stück Heimat, vermittelten Identität und „damit auch das, was uns reich macht“. Böblingens Oberbürgermeister Wolfgang Lützner lobte die gute Jugendarbeit, die in den Musikvereinen praktiziert wird. Und das nun erstmals praktizierte Miteinander zwischen Kreismusikverband und dem Big Sounds Festival: „Das Kreismusikfest hier setzt allem die Krone auf!“
Big Sounds: Der Massenchor sollte der erste Höhepunkt des Kreismusikfest werden. Und er wurde es. Als die 800 Bläser aus den 22 Vereinen gemeinsam ansetzen, um das feierliche „Musica Solemnis“ aus ihren Schalltrichtern erklingen zu lassen, war die besondere Atmosphäre dieses Musikertreffen greifbar zu spüren. Mit geballter Wucht verschafften sich die wohligen Klänge Raum in der Böblinger Innenstadt und unterstrichen, dass dieser Nachmittag positiven Nachhall erhält. Gemeinsam intonierten die Musiker anschließend das schwungvollere „Unser Schwabenland“ und schließlich die Nationalhymne. Dann machten sie sich bereit für das nächste Highlight: den Fest-Umzug rund um den Schlossberg.
Im Gleichschritt: Unterstützung hielten die Musikgruppen beim Umzug durch die Altstadt von Böblinger Vereinen und der Kita Herdweg – und auch von einer ganzen Reihe von Besuchern. Von der Alba-Brücke über das Kino bis hoch zum Plattenbühl waren die Zuschauerreihen gut geschlossen, auf der Rückseite des Schlossbergs waren sie indes nur vereinzelt zu finden. Vorneweg ging als Gastgeber die Stadtkapelle Böblingen, im Gleichschritt und zu Marschmusik. Im Gefolge genossen Landrat Bernhard, OB Lützner und der Landtagsabgeordnete Florian eine Stadtrundfahrt in von Klaus Hagenlocher gestellten Oldtimer-Cabrios. Apropos Hagenlocher: Er selbst saß ganz an der Spitze des Zuges hinterm Steuer eines schmucken Gefährts der englischen Marke Alvis, Baujahr 1934.
Gäste aus Rumänien: 18 Stunden Busfahrt auf sich nahmen Musiker von „Pro Amicitia“ aus dem rumänischen Temeswar, um bei Big Sounds und dem Kreismusikfest mitwirken zu können. In feiner Uniform gekleidet, nahmen sie nicht nur von Position zehn aus am Umzug teil, sondern waren das ganze Wochenende über rund um die Kongresshalle zu sehen und zu hören. Dass das Kreismusikfest Gäste aus Temeswar anlockte, hat übrigens einen plausiblen Grund: Seit 15 Jahren gibt es eine Partnerschaft des Landkreises Böblingen mit den Rumänen, die auf verschiedenen Gebieten feste Wurzeln geschlagen hat.
Musikalischer Farbtupfer: Das, was alle teilnehmenden Vereine beim Umzug gleichermaßen darboten, waren nicht nur schicke Trachten, sondern gleichwohl Marschmusik vom Feinsten. Zusammen auf die Schlossbergrunde machten sich dabei sogar die Musiker aus Magstadt und Renningen. Exotisch kam dagegen der Musikzug von Grün-Weiß Böblingen daher – und bewies auf der Strecke, auf der er normalerweise am Rosenmontag den Ton angibt, dass Guggenmusik auch sonst eine willkommene Abwechslung bieten und für Stimmung sorgen kann. Apropos willkommene Abwechslung: Ob Mitglieder des Obstbau- oder des Gartenvereins, Rad schlagende Turner des TV 1845 Böblingen, tanzende Rock’nRoller des RRC oder animierende Schwimmer des TSV Dagersheim oder des Merry Mixers Square Dance Clubs – sämtliche bei diesem Umzug mitwirkenden Vereine sorgten mit kreativen Ideen und einer Menge Engagement dafür, dass keinerlei Eintönigkeit aufkommen konnte. Gefeiert haben nach dem Zieleinlauf an der Wandelhalle bei einem Konzert der Stadtkapelle Böblingen auch dieses erfolgreiche Miteinander alle zusammen: Mitglieder der Musikvereine, Teilnehmer des Umzugs und Besucher.