Berichte

Klingendes Gotteshaus

Beim 3. Konzert in der Kirche am Vorabend des 3. Advents überzeugte das Große Orchester und das Holzbläserensemble auf ganzer Linie.

Der Musikverein lud am 10. Dezember zum „Konzert in der Kirche“ in die katholische Kirche St. Elisabeth und rund 300 Zuhörer füllten die Kirche bis zum letzten Platz

(MS) Ein Kirchenkonzert ist immer ein beeindruckendes Erlebnis. Besonders dann, wenn ein gestandenes Blasorchester die Kirche zum Klingen bringt. Die rund 50 Musiker des Großen Orchesters unter Leitung von Thorsten Feisthammel und das 4-köpfige Holzbläserensemble unter Leitung von Kathrin Kempf boten ein überaus abwechslungsreiches Programm von sakraler Musik und symphonischen Kompositionen bis Rock, Pop und Weihnachtsmusik.

Den Auftakt bildete „Canto Ambrosiano“, ein hymnischer Lobgesang von Alfred Bösendorfer unter Verwendung des Kirchenliedes „Großer Gott wir loben dich“. Die fanfarenartigen Trompetensignale als Einleitung bildeten dabei einen gelungenen Kontrast zum choralartigen Thema des Stückes. Nach den Begrüßungsansprachen von Gabriele Wiegert, der stellvertretenden Kirchengemeinderatsvorsitzenden und dem Vorsitzenden des Musikvereins, Richard Schmid standen gleich zwei Originalkompositionen für symphonische Blasorchester auf dem Programm: „Ouverture Brillante“ von Pavel Stanek, ein eindrucksvolles und rythmusbetontes Eröffnungsstück mit eingängigen Themen und „Silva Nigra“ von Markus Götz.

„Silva Nigra“, das Hauptwerk des Konzerts, beschreibt in einem musikalischen Bilderbogen Impressionen aus der Gegend um St. Märgen. Silva Nigra ist die lateinische Bezeichnung für den Schwarzwald. Die einzelnen Teile sind mit „Der Tag erwacht“ – „Ein Morgen voller Nebel“ – „Der Nebel löst sich auf“ – „Blick ins Tal“ – „Auf zur großen Wanderung“ – „Begegnung am Kloster“ -„Besuch auf dem Rossfest“ überschrieben. Götz nutzt Elemente des Volksliedes und des psalmodierenden gregorianischen Chorals, um die verschiedenen Szenen anschaulich zu machen. Tänzerische Teile kontrastieren mit Passagen in einem ausdrucksvollen religiösen Duktus. Es werden klanglich Naturgeräusche dargestellt, bei denen natürlich der berühmte Schwarzwaldkuckuck nicht fehlen darf. Alles bleibt jedoch einer strengen Form verhaftet ohne ins Sentimentale oder in bloße Lautmalerei abzudriften. Über dem gesamten Werk schwebt immer die Ruhe des vielgerühmten Schwarzwaldes, der in einer kurzen Passage, in der die Musiker ihn singend loben, besondere Erwähnung findet.

Nicht weit war der Weg vom Schwarzwald zum Soloinstrument des folgenden Stückes: „Begegnung“ von Kurt Gäble, ein Solostück für 2 Alphörner und Blasorchester. Thorsten Feisthammel und Daniel Wollkober stellten sich der Herausforderung, ihre Alphörner durchaus modernen Rhythmen zu unterwerfen. Nach anfänglichen kleinen Unsicherheiten füllten die beiden Alphörner, gefühlvoll umrahmt vom Orchester, die Kirche mit ihrer klanglichen Urgewalt. Und auch rein solistisch ohne orchestrale Unterstützung überzeugten die beiden Solisten im Anschluss mit der „Kirche am Berg“.

Nun kam der große Auftritt der vier jungen Damen des Holzbläserensembles. 3 Titel standen auf dem Programm: „Die Ankunft der Königin von Saba“ von G.F. Haendel, mit dem „Klarinetten-Muckl“ ein echter Klarinetten-Klassiker und „Take Five“ von Paul Desmond. Präzise, gefühlvoll und akzentuiert musizierten die Klarinettistinnen und zogen die Zuhörer in ihren Bann. Langanhaltender Applaus war der Lohn.

Größer konnte der Kontrast fast nicht sein: Nach den zarten Klängen der Klarinetten setzte „Fanfare and Rock“ von Markus Rebehn einen echten Kontrapunkt. Harte Rhythmen und druckvolles Blech bilden das Gerüst für diesen spielerisch nicht sehr anspruchsvollen aber klanglich überaus beeindruckenden Titel.

Musical-Melodien sind ein fester Bestandteil fast jedes Blasorchester-Konzertes und auch die Ehninger Musiker wollten hier nicht hintenanstehen. Sie suchten sich eines der Erfolgsmusicals der vergangenen Jahre für „Das Konzert in der Kirche“ aus: „Mamma Mia!“, das auf den Melodien von ABBA basierende Musical von Benny Anderson, Björn Ulvaeus und Stig Anderson. Peter Kleine Schaars hat eine sehr authentische Version für Blasorchester geschaffen, die auch die feinen Abweichungen der Musical-Melodien von den originalen ABBA-Hits berücksichtigt. Das Orchester stürzte sich mit Begeisterung in die Umsetzung und überzeugte bei dem teilweise sehr schlank und offen arrangierten und mit anspruchsvollen Übergangen gespickte Medley.

Mit „Bryan Adams – The Best of Me“ stand anschließend ein weiteres Medley auf dem Programm. Manfred Wössner hat einige der bekanntesten Titel des kanadischen Sängers in ein spannendes Kunstwerk aus Rocksongs und Balladen vereinigt und dem Großen Orchester gelang es, die Rocksongs knackig aber nicht vulgär und die Balladen gefühlvoll aber nicht schmalzig zu gestalten.

Mittlerweile ist es schon fast eine Tradition, dass der Musikverein einen Titel mit Gesang in das Konzertprogramm aufnimmt und Vizedirigientin Kathrin Kempf den Gesangspart übernimmt. Dieses Mal holte sich Kathrin Verstärkung in Form ihres Bruders Alexander Schneider um mit dem Duett „Es ist wieder Weihnachtszeit“, einem Volkslied in der Bearbeitung von Erwin Jahreis, den offiziellen Teil des Konzerts zu beenden.

Nach dem Abschiedsgebet von Gabriele Wiegert und den Dankesworten von Jürgen Keller, der wie gewohnt mit viel Kompetenz und der richtigen Dosis Humor durchs Programm führte, durfte eine Zugabe natürlich nicht fehlen. Mit der Weihnachtsfantasie „Weihnachten in den Bergen“ von Alfred Bösendorfer, bei der auch das Publikum gesangstechnisch eingebunden wurde, klang ein überaus gelungener Konzertabend harmonisch und friedvoll aus und machte Lust auf das nächste „Konzert In der Kirche“.