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Franz Watz schwingt seit bereits 35 Jahren den Dirigentenstab

Jahreskonzert des Musikvereins Ehningen - Vorgeschmack auf Europameisterschaft der Böhmisch-Mährischen Blasmusik 2013.

EHNINGEN. Traditionell am Samstag vor dem dritten Advent veranstaltet der Musikverein Ehningen sein Jahreskonzert. Dieses Jahr gab es in der Festhalle eine ganz besondere Ehrung zu feiern: Seit 35 Jahren dirigiert Musikdirektor Franz Watz bereits die Orchester des Musikvereins. Auch zwei neue Ehrenmitglieder wurden ernannt.

Von Achim Stoll

„Festhalten an alten Traditionen und trotzdem neue Wege beschreiten“: So beschrieb der Vorsitzende des Musikvereins Richard Schmid die musikalische Arbeit und Stückauswahl für den Konzertabend. Die Jugendkapelle eröffnete anschließend das Konzert mit vielen Stücken aus dem 18. und 19. Jahrhundert, aber auch aus der heutigen Zeit. So spielten sie aus Ludwig van Beethovens neunter Sinfonie die „Ode an die Freude“, und auch musikalisch etwas modernisiert die Serenade in Es-Dur von Mozart. Moderner wurde es dann mit der Originalvorlage von „Love me tender“ aus dem Jahre 1861, „Aura Lee“, und einer Komposition des Dirigenten Franz Watz, „Hymn, Blues and Rhythm“, geschrieben unter dem Pseudonym Joe Grain. Der Choral zu Beginn des Stückes führte in einen Blues, bevor ein Swing-Teil den Schlusspunkt unter das Stück und auch den Auftritt der Jugendkapelle setzte.

Eine kleine Besonderheit und eine Vorschau auf nächstes Jahr gab die Kapelle „Die Böhmische 13“, die sich aus 14 Musikern der Orchester zusammensetzt. Die Kapelle wurde im Hinblick auf die Europameisterschaft der Böhmisch-Mährischen Blasmusik gegründet, die nächstes Jahr in Ehningen stattfindet. Diese Formation überzeugte nicht nur optisch, sondern auch musikalisch mit zwei Polkas und einem Walzer. Den Walzer „Für Marie“ hatte Dirigent Franz Watz für die Enkelin eines guten Freundes geschrieben, und die „Böhmische 13“ spielte nun die Uraufführung der Komposition, in der sich sehr rhythmische Passagen mit fließenden Klängen abwechselten.

Seit 35 Jahren ist Franz Watz nun bereits im Musikverein Ehningen tätig und dirigiert die Orchester. Im Blasmusik-Kreisverband Böblingen ist diese langjährige Zusammenarbeit eine einmalige Sache, wie der Vorsitzende des Kreisverbandes Gerhard Weißenböck betonte. Ihm war es deshalb eine besondere Ehre, diese Ehrung vorzunehmen und Franz Watz die Dirigentennadel in Gold mit Diamant zu überreichen. Auf besonderen Wunsch spielte ihm das große Orchester unter der Leitung der Vizedirigenten Kathrin Kempf den ersten und dritten Satz des „Kurier des Zaren“, eine eigene Komposition des Dirigenten. Watz selbst fasste die 35 Jahre so zusammen: „Sollte Ehningen die Stelle nochmals ausschreiben, würde ich mich nochmal bewerben.“

Doch der Dirigent war nicht der einzige Geehrte des Abends. Zahlreiche aktive Musiker wurden für ihre langjährige Treue zur Musik und zum Verein geehrt: So bekamen drei Musiker vom Blasmusikverband die Ehrennadel in Bronze für zehnjährige Mitgliedschaft und acht Musiker die Ehrennadel in Silber für 20-jährige Mitgliedschaft. Vom Verein selbst erhielten Sabrina Bengel und Dominik Kern die silberne Vereinsehrennadel für 15-jährige Vereinsmitgliedschaft. Besondere Ehre wurde den langjährigen Fördermitgliedern Walter Klaiber und Richard Schmid, dem Vater des Vereinsvorsitzenden, zuteil: Sie wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt.

Dass das Verhältnis des Dirigenten mit seinen Orchestern absolut intakt ist, zeigten nicht nur die Jugendkapelle und die „Böhmische 13“, sondern insbesondere das große Orchester: Schon bei dem Auftaktstück „Elegia Romana“ stellte das Orchester die verschiedenen Facetten des „Reichs des Adlers“ gut heraus. Die Einsätze ertönten kraftvoll und auch die Dynamik von der leisen besinnlichen Melodie bis hin zum lauten, imposanten Marsch spielte das große Orchester aus.

Ein Höhepunkt im Programm war der Csárdás Nr.1. Das Solo des ungarischen Tanzes spielte die Tochter des Dirigenten, Heidrun Watz. Trotz der enormen Geschwindigkeit zeigte sie eine eindrucksvolle Präzision in den schnellen Läufen. In einer weiteren Komposition von Franz Watz, „La Donna divina“, zeigte er musikalisch die verschiedenen Seiten einer Frau und einer Beziehung auf: mal ruhig und romantisch, mal stürmisch und schnell.

Den Abschluss eines langen, aber auch interessanten Konzertabends <bildete nach einigen weiteren Kompositionen des Dirigenten nochmals ein echter Klassiker, den jeder in der Halle kannte: Der „Radetzky Marsch“ von Johann Strauß (Vater).

Foto: Kreiszeitung / Böblinger Bote