Berichte

Ein treuer Freund und Kamerad ist für immer gegangen

Der Musikverein Ehningen trauert um seinen dienst ältesten Musikkameraden und treuen Freund Kurt Keller, der uns am 28. Januar im Alter von nur 71 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit viel zu früh für immer verlassen hat.

Kurt ist Anfang 1965 als 11-jähriger in den Musikverein eingetreten und war damit 60 Jahre Musiker im Musikverein. Bei unserem Ehrungsabend am 16. März wäre er für diese unglaubliche Leistung mit der Ehrennadel in Platin mit Diamant und Urkunde des Blasmusikverbands Baden-Württemberg ausgezeichnet worden. Nun können wir sie ihm nicht mehr persönlich überreichen. Kurt war stolz auf diese lange Zeit des gemeinsamen Musizierens, ich bin mir sicher, er hätte diese Ehrung sehr gerne entgegengenommen.

Seine musikalische Wurzel ist das Flügelhorn. Erst später, nachdem ihm sein Herz Probleme gemacht hatte, wechselte er zunächst auf das Bariton und kurze Zeit später auf die Posaune: Dort saß er bis zum 10. Dezember vergangenen Jahres, seiner letzten Probe.

60 Jahre Musiker zu sein bedeutet neben einem beachtlichen Durchhaltevermögen auch die Bereitschaft, sich dem steten Wandel im Orchester gegenüber aufgeschlossen zu zeigen. 3 Dirigenten, mindestens 4 Vize-Dirigenten und 8 Vorsitzende konnten seine Freude an der Musik nicht bremsen und wann immer es seine Arbeit und seine Gesundheit zuließ, war er dabei; mit ganzem Herzen, voller Elan und auch mit seiner, für ihn typischen, stabilen Meinung zu den unterschiedlichen Musikstilen, die wir im Orchester spielen.

Kurt‘s Herz galt der traditionellen Blasmusik, eine schöne Polka konnte ihm den Tag versüßen. Moderne Titel konnten ihm dagegen auch schon mal einen schönen Tag verderben und sorgten hin und wieder für ein deutlich vernehmbares Murren. Wir Musiker kennen alle seine herzliche Abneigung gegen manche Arrangements, Ich sage nur „Udo Jürgens“.

Was aber Kurt im Besonderen ausmachte, war, dass er trotz allem nie auf den Gedanken gekommen wäre, sich einfach mal eine Auszeit zu nehmen. Nein, er war mit voller Kraft dabei. Immer und jederzeit und dachte auch mit 71 noch nicht ans Aufhören.

Kurt hatte nie ein offizielles Amt im Musikverein inne. Dagegen hat er sich 60 Jahre erfolgreich gewehrt. Er sagte immer: „Ich kann den Musikverein immer unterstützen, dafür brauche ich kein Amt“.

Diese Einstellung zeichnete ihn ganz besonders aus. Wann immer Not am Mann war, wenn etwas zu tun war, Kurt war zur Stelle.

Die jetzt folgende Aufzählung entbehrt jeder Vollständigkeit, denn sonst würde sie den hier angemessenen Rahmen sprengen.

Kurt war unser Busfahrer und Reiseleiter. Er hat uns zuverlässig und souverän durch halb Europa und zu unzähligen Auftritten und Ausflügen kutschiert. Und selbst als er vor 2 Jahren als unser Busfahrer in Rente gegangen ist, hat er für uns weiterhin die Konzertreisen organisiert, zuletzt im vergangenen Frühjahr unsere wunderbare Reise nach Slowenien. Er kannte sich halt aus auf dem Kontinent!

Kurt war unser Grillmeister. Er brachte jeden widerspenstigen Gasgrill zum Laufen und war der König am Steakgrill und er war unser „Mister Außenstand“. Mehr als ein Viertel Jahrhundert war Pfingsten ohne Kurt’s Außenstand nicht denkbar.

Kurt war unser Staplerfahrer bei allen unseren Festen und er war der beste LKW-Einparker, wenn ein Lieferanten-LKW mal wieder nicht in die enge Parklücke beim Straßenfest gepasst hat.

Kurt war unser Vereinshandwerker, wenn es etwas zu bauen oder zu reparieren galt. Wir müssten heute in den Proben stehen, wenn er nicht zahllose Stühle repariert hätte. Wir hätten beim Festzug zum 100-jährigen Jubiläum keine Täfelchen für die Festzugteilnehmer gehabt und beim Tanzabend keine Halter für die Tischnummern. Es waren oft nur Kleinigkeiten, aber auch die kosten jede Menge Zeit und ohne die hätte es eben oft nicht funktioniert. Ich weiß nicht, wie oft er unser Retter mit dem Werkzeugkasten war.

Apropos Werkzeugkasten: Vermutlich hätte auch kein Auf- oder Abbau eines MVE-Festes erfolgreich durchgeführt werden können, ohne Kurts universelles Werkzeugsortiment, das immer gut zugänglich im unverschlossenen Kofferraum seines Suzuki auf seinen Einsatz gewartet hat.

Und eines muss gesagt sein: So perfekt wie Kurt den widerspenstigen Schutzboden in der Festhalle aufgerollt hat, konnte es keiner.

In den letzten Jahren ist Kurt dann auch noch unter die Chronisten und Filmemacher gegangen:

Für den Ehrungsabend im vergangenen Jahr hat er eine knackige Zusammenfassung der Vereinsgeschichte auf rund 30 Seiten erstellt. Das Heftchen fand reißenden Absatz. Die 2., erweiterte Auflage hat er bereits für unser diesjähriges 130-jähriges Jubiläum fertiggestellt. Jeder von uns, der sie in Händen hält, wird an Kurt denken. So bleibt er bei uns, auch wenn er nicht mehr hier ist.

Und er hat aus tausenden von Bildern und Filmsequenzen einen gut 1,5-stündigen Film über den Musikverein von 1895 bis heute zusammengestellt und vertont. Dieser Film sollte am 11. Januar bei einem Filmabend mit allen Aktiven, Ehrenmitgliedern und Ehrenmusikern uraufgeführt werden. Leider ist es dazu nicht mehr gekommen. Ohne dass Kurt dabei ist, wollten wir das nicht machen. Drum haben wir die Aufführung erstmal verschoben. Die Hoffnung, dass er sich wieder erholt, hat sich leider nicht erfüllt.

Jetzt werden wir den Film ohne ihn, aber mit unseren Gedanken bei ihm, zu einem späteren Zeitpunkt anschauen.

Kurt war ein Musikvereins-Urgestein. Bei ihm galt „Ein Mann, ein Wort“!

Das hat er aber auch von seinen Mitmenschen erwartet und rieb sich oft daran, wenn es doch wieder einmal nicht so war. Er war ein Mensch, der eine klare Meinung hatte und diese auch vertrat. Er war nicht immer einfach aber immer unersetzlich. Und er war grundehrlich. Was er sagte, das meinte er auch so. Das wussten wir, haben uns immer drauf verlassen und wurden nie enttäuscht.

So wie er sich immer drauf verlassen wollte, dass im Essen kein Knoblauch versteckt ist und dass in der Wirtschaft sein Bier auch seinem eisernen Qualitätsanspruch genügt: Ein Bier ist nur ein Bier, wenn das Glas kalt und der Schaum stabil ist. Bis zum letzten Schluck. Und wehe nicht…

Für seinen jahrzehntelangen Einsatz hat Kurt zahlreiche Ehrungen erhalten, die hier alle aufzuzählen, den Rahmen sprengen würde. Was viele nicht wussten: Er hat an seiner Uniform aber immer nur die letzte, wertvollste Ehrennadel getragen.

Und genau so und ganz in seinem Sinne will ich es heute auch halten und ausnahmsweise auf die ellenlange Ehrungsliste verzichten:

Er erhielt vom Verein mit der goldenen Ehrennadel die höchste Ehrung, die der Musikverein vergibt und wird vom Blasmusikverband Baden-Württemberg posthum mit der schon genannten Ehrennadel in Platin mit Diamant und Urkunde ausgezeichnet.

Wo die Rede nichts mehr vermag und wo die Worte fehlen, drückt die Sprache der Musik unsere Gefühle aus und verbindet über den Tod hinaus.

Mit dem Kameradenlied wollen wir Dich, lieber Kurt, am Grab auf Deinem letzten Weg begleiten. Wir hoffen, dass Du uns von dort oben aus deinem Himmelsbus zuhörst.

Es war Dein großer Wunsch an Deine Musiker, dass wir bei Deiner Beerdigung am Grab eine Polka spielen und anschließend mit Marschmusik wegmarschieren. Die „Polka mit Herz“ war Deine Lieblingspolka und sie soll auch zu deinem Abschied erklingen. Und wir werden Dir mit dem Marsch „Ruetz“ diesen letzten Wunsch erfüllen.

Lieber Kurt, wir versprechen Dir, Deine Ehninger Musiker werden Dich nicht vergessen und Dir immer ein ehrendes Andenken bewahren.

Ruhe in Frieden.

Ehningen, 04.02.2025

Musikverein Ehningen e.V.
Manfred Schimmer
1. Vorsitzender