Am Abend des 3. Advents laden die Ehninger Musiker traditionell zum „Konzert in der Kirche“. Dieses Jahr erlebten die Besucher wieder ein fantastisches Konzert in der Evangelischen Kirche.
(ms) Bis auf den letzten Platz war die Kirche besetzt, als das Jugendorchester das Konzert mit dem Gospel „Rock my Soul“ zugleich besinnlich und rockig eröffnete. Nach der Begrüßung durch den Hausherrn Pfarrer Robert Ziegler und den 1. Vorsitzenden des Vereins Richard Schmid setzte das Jugendorchester mit dem Titelthema aus „Forrest Gump“ und dem von Boney M. bekannten Weihnachtshit „Mary’s Boy Child“ das Programm fort. Es war schön zu hören, mit welcher Begeisterung und Kraft die rund 20 Kinder und Jugendlichen des neu formierten Ehninger Nachwuchsorchesters die Kirche mit ihrer Musik füllten. Mit Max Pflieger hat das Orchester zudem einen Moderator in den eigenen Reihen, der souverän durchs Programm führt.
Den zweiten Teil des Konzerts gestaltete das Große Orchester des Musikvereins, der im kommenden Jahr sein 125-jähriges Bestehen feiert.
Mit dem Choral „Eventide Fall“ von Alfred Bösendorfer, dem das Kirchenlied „Abide with me“ zugrunde liegt, nahmen die 45 Musiker mit sanfter und wohldosierter Dynamik die gut 300 Zuhörer sofort gefangen. Mit „A Sign for Freedom – Ein Zeichen für die Freiheit“, einer Hymne für Toleranz und gegen Engstirnigkeit und Rassismus von Thomas Asanger setzte das Orchester anschließend ein erstes Ausrufezeichen. Kraftvoll und ausgewogen gestaltete Feisthammel dieses fulminante musikalische Statement. Mit der „New York Overture“ von Kees Vlak hatte sich das Orchester ein anspruchsvolles Werk vorgenommen. Rasche Tempowechsel, komplexe Harmonien, sanfte choralartige Passagen und harte Rhythmen prägen diese Hommage an den „Big Apple“ und wurden vom Orchester souverän gemeistert. Matthias Riekert an der Trompete sorgte mit seinem gelungenen Solopart für waschechtes Broadway-Feeling in der Ehninger Kirche. So entstand ein das Gotteshaus füllendes, beeindruckendes Klangkunstwerk. Den Abschluss des 2. Teils des Konzerts bildete die Appalachian Overture von James Barnes. Barnes‘ bildhafte Musik ließ das amerikanische Gebirge vor dem geistigen Auge der Zuhörer vorbeiziehen. Die schönen Melodien erinnern dabei an die amerikanische Folklore der ersten Siedler. Begeisterter Applaus war der gerechte Lohn für den gelungenen Vortrag.
Jetzt kam die Stunde des Ehninger Klarinetten-Ensembles. Die 3 jungen Damen Svenja Brandt, Janina Damm und Mirja Kempf hatten beim Wertungsspiel in Bondorf im Oktober das beste Ergebnis des gesamten Wertungsspiels erreicht und präsentierten in der Kirche ihre beiden Siegertitel. Leider konnte Svenja Brandt krankheitsbedingt nicht mitwirken und wurde vom Leiter des Ensembles Steffen Dold vertreten. Mit dem „Allegro aus dem Divertimento Nr. 4“ von W.A. Mozart und dem „Trio für 3 Klarinetten“ von J.F. Hummel, beide weit oben im Schwierigkeitsgrad angesiedelt, zeigte das Ensemble, warum es die Topwertung verdient hatte. Wenn 3 Klarinetten ein ganzes Kirchenschiff mit ihrem Klang füllen und dabei absolut präzise und in perfekter Harmonie selbst schwierigste Passagen meistern, ist das ein Hörgenuss besonderer Art. Die Zuschauer dankten es mit langem und frenetischem Applaus.
Nach diesem Ausflug in die Klassik wagte sich das Große Orchester im letzten Teil des Konzerts an einen Meister der Unterhaltung – Frank Sinatra. Dass auch ein symphonisches Blasorchester einen satten Bigband-Sound erzeugen kann, stellten die Ehninger Musiker beeindruckend unter Beweis. Das Arrangement von Stefan Schwalgin bleibt sehr dicht an den Originalversionen der großen Sinatra-Hits und stellt in Bezug auf Rhythmus und stilistischer Gestaltung hohe Anforderungen an ein Blasorchester. Doch auch Dank der tollen Akustik in der Kirche kam Feisthammels Interpretation dem Original beeindruckend nah. Das Orchester blieb auch im nächsten Werk dem amerikanischen Kontinent treu. Ennio Morricones Musik zu Sergio Leones Italo-Western „The Good, the Bad and the Ugly“ und „Once upon a time in the west“ hat längst Kultstatus und wurde von Johan de Meij in einem der erfolgreichsten Medleys für Blasorchester, „Moment for Morricone“, verarbeitet. Dank der einfallsreichen Instrumentierung und den zahlreichen klanglichen Effekten begeistert dieses Medley immer wieder aufs Neue. Mit bombastischem Sound ließen die Musiker Leones „Anti-Helden“ in ihren verschwitzten und verschlissenen Klamotten wieder lebendig werden und sorgten so für reihenweise Gänsehautmomente bei den Zuhörern. Zum Abschluss des offiziellen Programms passend, bildete „Time to say Goodbye“, mit dem Andrea Bocelli und Sarah Brightman 1996 einen Welthit landeten, in einem Arrangement von Toshio Mashima und mit einer überzeugenden Anja Pflieger am Solo-Altsaxophon, das gelungene Finale eines begeisternden Konzertabends. Knapp 2 Stunden wurden die Gäste auf hohem Niveau unterhalten und mit dem ganz zum Schluss gemeinsam musizierten und gesungenen „Oh, du fröhliche“ war dann auch wieder der Bogen zur besinnlichen Vorweihnachtszeit gespannt.
Das Konzert, ohne viel Schickimicki und auf das Wesentliche, nämlich die Musik reduziert, darf zweifellos als ein Höhepunkt des musikalischen Jahres in Ehningen bezeichnet werden. Dirigent Thorsten Feisthammel führte beide Orchester sicher und mit klarem Dirigat souverän durch alle Untiefen des anspruchsvollen Programms. Moderator Manfred Schimmer versorgte dazu die Zuhörer mit den notwendigen Informationen und ließ es sich nicht nehmen, auch auf die zahlreichen Jubiläumsveranstaltungen im kommenden Jahr hinzuweisen. Es ist den Ehninger Musikern gelungen, mit geschickter Titelauswahl ein Konzert für jeden Geschmack zu präsentieren, dass bei allen Zuschauern am Ende ein hohes Maß an Zufriedenheit und Freude erzeugte.