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Carelys Carreras: Ein legendärer Dirigent öffnet ihr die Welt

Neue Dirigentin beim Musikverein Ehningen
Thomas Morawitzky 06.05.2025 - 09:07 Uhr

Weitgereist und sehr erfahren: Carleys Carreras ist die neue Dirigentin des 1. Orchesters im Musikverein Ehningen. Die Kubanerin möchte das Repertoire noch bunter machen. Der erste große Auftritt steht kurz bevor.

 
Thomas Morawitzky 06.05.2025 – 09:07 Uhr
 
Der Musikverein Ehningen wird 130 Jahre alt und tritt – beim Konzert zum Jubiläum – am 10. Mai in der Ehninger Festhalle zum ersten Mal mit neuer Dirigentin auf. Carelys Carreras bringt nicht nur viel Erfahrung mit, sondern auch Schwung, Begeisterung und Ausstrahlung.

Im Februar des Jahres hat sie die Leitung des 1. Orchesters im Ehninger Musikverein übernommen, gewiss 15 Mal traf es sich schon, um zu proben, auch lange und intensiv.

Bald ist es soweit: Der erste große Auftritt steht an

Tage vor dem Jubiläumskonzert begrüßen Musiker des Orchesters sie nun herzlich, im Proberaum in der alten Schule des Ortes. Die Spannung vor dem großen Auftritt wird aufgefangen durch eine sehr positiven Einstellung – die neue Dirigentin gibt dem Orchester Selbstvertrauen.

In Ehningen wird für die Musikerin ein lange gehegter Traum wahr. „Ich wollte immer schon dirigieren“, sagt Carelys Carreras. Sie belegte Kurse, begann, Bläserklassen zu leiten, dirigierte in Schönaich eine Jugendkapelle. Stefan Halder, der Dirigent des Landespolizeiorchesters Baden-Württemberg, ermunterte sie darin. Dem Landespolizeiorchester gehört Carelys Carreras an, seit fünf Jahren. Dort spielt sie die erste Klarinette.

Havanna, Bozen, Wien – und dann Stuttgart

Geboren wurde sie auf Kuba, in Havanna, im August vor 49 Jahren. Mit elf Jahren begann sie, die Klarinette zu spielen, besuchte ein Musikgymnasium. „Mein Lehrer hat mich dazu inspiriert, die Musik zu lieben“, sagt sie. „Mit 13 war klar, dass ich Musikerin werden würde.“

Die Eltern von Carelys Carreras sind Ingenieure. Die Tochter studierte Musik in Kuba, war mit 18 Jahren die 1. Klarinettistin im Nationalorchester des Landes, spielte mit einem Symphonieorchester. Dann kam Claudio Abbado, der legendäre Dirigent, nach Havanna. Die junge Musikerin durfte vorspielen, wurde eingeladen in die Gustav Mahler Academy in Bozen – und nutzte ihr Visum auch, um in Wien anzuklopfen bei Peter Schmiedl, dem jüngst verstorbenen Hochschullehrer und Klarinettisten der Wiener Philharmoniker.

Das Landespolizeiorchester als wichtiges Standbein

„Er sagte: Bleiben Sie hier, werden Sie meine Studentin“, erzählt Carelys Carreras. Also blieb sie, bis familiäre Gründe sie schließlich nach Stuttgart führten, und sie sich um die Stellung beim Landespolizeiorchester bewarb.

Seit 21 Jahren lebt sie nun in Deutschland. Das Landespolizeiorchester ist für sie nach wie vor das wichtigste Standbein: „Dort kann ich täglich musizieren“, sagt sie, „und das ist mir sehr wichtig.“

Sie ist zudem immer wieder tätig für Orchester in München, Pforzheim, Ulm und Wien, für die Württembergische Philharmonie in Reutlingen auch für das Theater in der Tonne dort, wirkte mehrfach an Musical-Aufführungen mit, beherrscht auch Saxofon und Flöte, spielt seit zehn Jahren mit ihrem eigenen Ensemble Tre Colori Kammermusik für Holzblasinstrumente.

Polkas und Märsche, Bongos und Congas

Carelys Carreras bringt viel Enthusiasmus mit ins Ehninger Orchester, vor allem für die klassische Musik, schätzt aber auch traditionelle Musiken – jene, die sie selbst aus Kuba kennt, und jene, die sich seit jeher im Repertoire des Ehninger Orchesters befand, die Polkas und die Märsche. Noch bunter, sagt sie, möchte sie das Repertoire der Ehninger gestalten.

Am 10. Mai wird dies dieses Vorhaben erste Früchte tragen. Im Programm des Jubiläumskonzert findet sich mit „Amapola“ ein Stück, das spanische und lateinamerikanische Wurzeln verarbeitet. „Moment for Morricone“ ist ein Medley, das Motive des berühmtesten Soundtracks des italienischen Komponisten aneinander reiht („Once upon a Time in the West“ – „Spiel mir das Lied von Tod“). Die Polkas, die Märsche werden nicht fehlen.

Das gewichtigste Stück des Abends aber wird „African Harmony“ heißen und viel Rhythmus in die Ehninger Festhalle bringen, mit Bongos, Congas und anderen Schlaginstrumenten. „Das sind auch meine Wurzeln“, sagt Carelys Carreras. Ihre Großmutter, erklärt sie, stammte aus Afrika und der größere Teil der kubanischen Bevölkerung besitze afrikanische und spanische Wurzeln.

Die neue Dirigentin ist sehr zufrieden

Zwei Monate war das Orchester des Ehninger Musikvereins zu Beginn des Jahres ohne einen Dirigenten oder eine Dirigentin – seither probt es intensiv. Rund 50 Musikerinnen und Musiker werden beim Jubiläumskonzert auf der Bühne stehen; auch Taktvoll, der Chor im Liederkranz Ehingen wird mitwirken, die Bläserklassen der Friedrich-Kammerer-Schule, das Schülerorchester im Verein.

Die neue Dirigentin ist mit ihren Musikern mehr als zufrieden: „Es ist ein gutes Orchester“, sagt sie. „Sie sind sehr interessiert und sie werden mit jeder Woche besser. Sie machen ihre Hausaufgaben.“

Das Konzert

Termin
Das Jubiläumskonzert am Samstag, 10. Mai, beginnt um 19.30 Uhr in der Ehninger Festhalle. Einlass ist bereits ab 18.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, über Spenden freut sich der Musikverein.

Mehr Infos
gibt es online unter www.mv-e.de

Carleys Carreras studierte Musik in Kuba, lebt seit 21 Jahren in Deutschland und liebt ihre Arbeit. Das kann man spüren und hören. Foto: Stefanie Schlecht